Berufsschullehrerinnen und -lehrer helfen nach ihrer Ausbildung bzw. Umschulung beim Unterricht der Auszubildenden an Berufsschulen und sind damit mitverantwortlich für die Schulung der Fachkräfte von morgen. Sie unterrichten die Auszubildenden in den jeweiligen Fächern, die zu ihrer Ausbildung gehören, und benötigen dazu nicht nur solides Fachwissen in ihrem Bereich, sondern auch didaktisches Geschick, pädagogisches Gespür und Freude am Unterrichten und an der Wissensvermittlung. Sie gestalten dabei den Unterricht, bereiten das notwendige Fachwissen didaktisch auf, stellen Klausuren, korrigieren Arbeiten, motivieren zum Lernen und betreuen die Berufsschülerinnen und -schüler bei Schwierigkeiten.
Viele Akademikerinnen und Akademiker, die sich beruflich neu orientieren wollen, wagen aus unterschiedlichen Gründen den Quereinstieg und werden Berufsschullehrer/innen per Umschulung, um ihr Wissen und ihre Berufserfahrung an junge Menschen weitergeben zu können, neue berufliche Erfahrungen zu sammeln und überdies einen geregelten und relativ krisenfesten Job zu haben. Ist dies eine gute Entscheidung? Das wollen wir nun im Folgenden erläutern.
Zukunftsaussichten für das Berufsfeld des Berufsschullehrers/ der Berufsschullehrerin
Qualifizierte Akademikerinnen und Akademiker, die den Job wechseln und an Berufsschulen unterrichten möchten, werden derzeit in unterschiedlichen Bereichen händeringend gesucht, sodass die Jobaussichten – abhängig von den jeweiligen Fächern, die aufgrund des Studiums und der Berufserfahrung unterrichtet werden können – gut bis sehr gut zu nennen sind. Besonders in den sogenannten „Mangelfächern“ haben qualifizierte Bewerberinnen und Bewerber als Quereinsteiger gute Chancen, weil hier ein chronischer Lehrermangel besteht.
Abhängig vom Alter besteht dabei sogar noch die Chance, verbeamtet zu werden, mit allen Privilegien, die der Beamtenstatus in Deutschland bietet. In den meisten Bundesländern liegt die Grenze dabei für Seiteneinsteigerinnen und -einsteiger bei 40 oder 45 Jahren, in Hessen sogar bei 50 Jahren.
Somit bieten sich auch im etwas fortgeschritteneren Alter noch durchaus Chancen, Berufsschullehrer zu werden.
Inhalte und Dauer der Umschulung zum Berufsschullehrer/ zur Berufsschullehrerin
Die Inhalte der Weiterbildung zum Berufsschullehrer/ zur Berufsschullehrerin sind insbesondere pädagogischer und didaktischer Art, denn das notwendige unterrichtsrelevante Fachwissen bringen Quereinsteiger bereits durch ihre akademische Ausbildung und ihre Berufserfahrung in hinreichendem Maße mit. Es geht also beispielsweise darum zu lernen, wie dieses Fachwissen so aufbereitet werden kann, dass die Inhalte vermittelt werden können, aber auch um verschiedene Unterrichtsformen wie etwa den Frontalunterricht oder die Gruppenarbeit sowie um die Steigerung der Lernmotivation auf Schülerseite und den Umgang mit Disziplinkonflikten in der Klasse.
Die Weiterbildung zum Berufsschullehrer/ zur Berufsschullehrerin ist dabei in erster Linie Ländersache, sodass die konkreten Vorgaben und Ausbildungsinhalte je nach Bundesland im Einzelnen abweichen können. In der Regel erwerben die Quereinsteiger mehrere Stunden in der Woche das entsprechende unterrichtsbezogene und pädagogische Fachwissen, müssen parallel dazu aber bereits eigenständig Kurse übernehmen, Klassenarbeiten stellen und korrigieren und sammeln so zugleich theoretisches wie praktisches Wissen.
In NRW beträgt die Unterrichtszeit dabei anfangs 15,5 Stunden, in Hessen sogar 20. Die pädagogische Nachschulung ist Voraussetzung für die Verbeamtung und damit für das attraktive Gehalt und die sonstigen Privilegien eines Studienrats/ einer Studienrätin.
Zielgruppen und Voraussetzungen der Weiterbildung zum Berufsschullehrer/ zur Berufsschullehrerin
Die Weiterbildung bzw. Umschulung zum Berufsschullehrer/ zur Berufsschullehrerin richtet sich ausschließlich an Akademikerinnen und Akademiker unterschiedlicher Branchen, beispielsweise an Mediziner, Juristen, Ingenieure, IT-Spezialisten, BWLer, Mathematiker, Physiker, Statistiker, aber beispielsweise auch an Pädagogen oder Anglisten. Wichtig für die Verbeamtung und die Jobchancen ist, dass sich aus dem Studium nicht nur ein, sondern zwei Fächer ableiten lassen.
Besonders interessant ist die Weiterbildung für Personen, die in ihrem ursprünglichen Berufsfeld keine Stellen mehr finden, die den Wiedereinstieg etwa nach der Elternzeit nicht schaffen, die aus Altersgründen keine Jobs mehr finden oder denen die berufliche Belastung in der Wirtschaft zu hoch geworden ist.
Förderung durch das Jobcenter
Eine Förderung durch die ARGE bzw. das Jobcenter für Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger in den Beruf des Berufsschullehrers ist normalerweise nicht vorgesehen, da die Interessenten bereits während der pädagogischen Nachschulung als Lehrer tätig sind und ihre Arbeit entsprechend vergütet wird. Allerdings können pädagogische Weiterbildungen im Vorfeld des Berufswechsels sinnvoll sein, um die persönlichen Aussichten zu verbessern, die dann möglicherweise durch die „Bildungsprämie“ oder den „Bildungsgutschein“ nach SGB II und SGB III staatlich gefördert werden können.
Anbieter der Umschulung/ Weiterbildung
Angeboten wird die pädagogische Nachschulung in Form von landesweiten Programmen sowie direkt an den Schulen. Dabei unterscheiden sich die Programme, die zur vollen Lehramtsbefähigung auch ohne vorheriges Lehramtsstudium befähigen, je nach Bundesland. Interessentinnen und Interessenten aus NRW können sich hierzu beispielsweise direkt beim Schulministerium über die Möglichkeiten und Voraussetzungen des Seiteneinstiegs informieren. Auch eine Informationsbroschüre für Universitätsabsolventinnen und -absolventen wird hier angeboten.
Verwandte Bereiche der Umschulung als Fernstudium
Wer pädagogisch tätig werden möchte, kann sich auch im Fernstudium weiterbilden. An der Fernuniversität Hagen wird beispielsweise das Bachelor- und Masterstudium im Bereich Bildungswissenschaft angeboten, hier mit dem Schwerpunkt auf e-learning und Medien. Auch Angebote für ein Fernstudium in Sozialpädagogik gibt es, sowie den berufsintegrierten Fernstudiengang Pädagogik der frühen Kindheit. Auch Fernstudiengänge in Erwachsenenbildung können für Interessentinnen und Interessenten der Umschulung in Frage kommen.
Erwachsenenbildner/ innen sind häufig an Volkshochschulen, bei Weiterbildungsträgern, in der allgemeinen und politischen sowie der beruflichen Weiterbildung tätig, haben unter Umständen aber auch Chancen im Personalwesen oder können sich beispielsweise als Coaches selbstständig machen.