Umschulung ohne Berufsschule? So geht es!

Wer bereits vor der Umschulung eine erste Berufsausbildung abgeschlossen hat, wird in der Regel bereits eigene Erfahrung mit der Berufsschule gemacht haben. Anstrengende und nun auch viel jüngere Mitschüler, schwankende Unterrichtsqualität und trotz Anwesenheit vor der Prüfung das Gefühl nicht ausreichend vorbereitet zu sein. Im Unterschied zur Ausbildung mit verpflichtendem Besuch der Berufsschule, dürfen Umschüler wählen, ob sie das Angebot nutzen möchten. Auch wenn vielleicht der Gedanke an viel jüngere Mitberufsschüler abschreckend sein kann, der Besuch der Berufsschule während der Umschulung hat viele Vorteile.

 

Kann man eine Umschulung ohne Berufsschule machen?

Ja, eine Umschulung ist unter bestimmten Voraussetzungen auch ohne die Teilnahmen am Unterricht einer Berufsschule möglich. Wer bereits eine anerkannte Berufsausbildung abgeschlossen hat und insbesondere damals am Berufsschulunterricht teilgenommen hat, muss im Rahmen einer betrieblichen Umschulung kein zweites Mal an die Berufsschule. Selbstverständlich steht es Ihnen jedoch frei, die Berufsschule dennoch zu besuchen.

 

Kann ich mir einzelne Fächer in der Berufsschule für die Berufsschule anerkennen lassen?

Wenn Sie bereits die Berufsschule in einem anderen Zweig absolviert haben und nun für eine Umschulung die Berufsschule ein zweites Mal besuchen, dann wird es bei den allgemeinen Fächern Überschneidungen geben. Wenn Sie sich für eine Umschulung mit Berufsschule entscheiden, dann werden Sie wie Ihre Mitschüler behandelt. Es wird grundsätzlich erwartet, dass Sie den regulären Stundenplan für Umschüler absolvieren. Im Einzelfall gewähren die Berufsschulen jedoch teilweise Abweichungen im Einzelfall. Vereinbaren Sie deswegen zu Beginn des Umschulungsjahrs einen Gesprächstermin mit dem Koordinator des Ausbildungsjahrgangs. Nehmen Sie Ihre Nachweise für einzelne Fächer gleich mit und klären Sie die Situation für eine individuelle Lösung.

 

Ist der Besuch einer Berufsschule für Umschüler sinnvoll?

Ja, in der Regel ist der Besuch der Berufsschule während der Umschulung vorteilhaft. Dies gilt insbesondere für ältere Teilnehmer, deren Berufsschulbesuch lange zurück liegt. Wer bisher im sozialen Bereich gearbeitet hat und nun ins Büro wechseln möchte, der wird überrascht sein, wie sehr die Ausbildung von einer Sozialfachschule zu einer kaufmännischen Berufsschule abweicht.

 

Muss man bei einer betrieblichen Umschulung ohne Berufsschule mehr im Betrieb arbeiten?

Nein, die Anzahl Ihrer Stunden im Umschulungsbetrieb ändert sich nicht. Wenn Sie die zweite Ausbildung ohne Berufsschule machen können, dann benötigen Sie ja mindestens die selbe Zeit für die Prüfungsvorbereitung in Eigenorganisation. Eine Umschulung ohne Berufsschulunterricht bedeutet also nicht mehr Arbeiten im Umschulungsbetrieb. Die Herausforderungen liegen allerdings an anderen Stellen….

 

Zu wenig Theorie im Betrieb

Oft wird unterschätzt, wie wenig theoretisches Wissen man während der Umschulung im Betrieb vermittelt bekommt. Das soll keine Kritik an betrieblichen Umschulungen sein, sondern nur die klare Aufteilung verdeutlichen: Die Umschulungsbetriebe sind überwiegend für die Vermittlung von praktischen Fähigkeiten und erster Berufserfahrung zuständig. Die theoretische Ausbildung inklusive Vorbereitung auf die Theorieprüfungen liegt in der Verantwortung der Berufsschulen. Wer sich während der Umschulung gehen den Besuch der Berufsschule entscheiden, darf also nicht glauben, man lernt genug Theorie im Ausbildungsbetrieb….

 

Zu spät mit der Prüfungsvorbereitung beginnen

Die Erfahrung zeigt, dass Teilnehmer von Umschulungen, die nicht die Berufsschule besuchen, häufig zu spät mit dem Lernen beginnen. Umschulungen sind eine zeitlich stark verkürzte Version der Ausbildung. Am Umfang des Lernstoffs hingegen ändert sich nicht. Das zu erwerbende Wissen von drei bis 3,5 Jahre wird in den Zeitraum von nur zwei Jahren gepresst. Unter dem Eindruck der neuen Herausforderungen wird in den ersten Monaten der Umschulung häufig das Lernen zurückgestellt. Das mag verständlich sein, führt jedoch nach einiger Zeit im Angesicht der größer werdenden Stoffmenge zum Gefühl der Überforderung.

 

Das Gefühl im Prüfungsstress alleine zu sein

Unterschätzen Sie nicht, wieviel Energie und Bestätigung Sie aus einer Gruppe gewinnen können, wenn es um die Bewältigung von Herausforderung geht. Das muss nicht unbedingt eine direkte positive Unterstützung durch Mitschüler sein, sondern oft genügt es, die vorhandenen oder fehlende Disziplin anderer zu erleben um selbst motiviert zu sein.

Wer alleine lernt, verliert sich teils in Details oder kommt zu einem Punkt der Überforderung, die sich demotivierend und frustrierend auswirken kann. Zu wissen, welche Schwerpunkte Sie für die ideale Prüfungsvorbereitung wählen müssen ist schwierig. Aber vor allem ist Ihre Disziplin gefragt, ohne Gruppendruck  und soziale Kontrolle kontinuierlich sich selbst den theoretischen Stoff zu erarbeiten.

 

So ist eine Umschulung ohne Berufsschule möglich

Der größte Fallstrick einer selbst organisierten Prüfungsvorbereitung ohne Berufsschule ist ein anfängliches Unterschätzen des Lernstoffes, das gegen Ende der Umschulung in Überforderung und Panik vor der Prüfung umschlägt. Die Lösung des Problems liegt nicht nur in einer guten Selbstorganisation und einem gelungenen Zeitmanagement, sondern insbesondere bei einer ehrlichen Einschätzung, wie es um die Selbstdisziplin steht….

 

Überblick über den Lernstoff von Anfang an

Wenn Sie Ihre Umschulung in Eigenregie zum Erfolg führen möchten, dann gehen Sie unbedingt strukturiert vor: Schaffen Sie sich bereits im ersten Monat Ihrer Umschulung einen grundlegenden Überblick über den Lernstoff. In welcher Tiefe müssen Sie in den einzelnen Fächern fit sein? Was sind die Standard-Lehrbücher? Welche Themen werden in diesen Büchern abgedeckt? Teilen Sie die Fächer in Abschnitte auf und lernen Sie spätestens ab Monat zwei. Ihre Kollegen in der Berufsschule bekommen kontinuierlichen Unterricht. Sie müssen das gleiche für sich selbst sicher stellen.

Legen Sie für sich fest, wann Ihre Lerntage für den Theoriestoff sind. Wieviel müssen Sie pro Sitzung schaffen, damit Sie den Stoff abdecken können? Schaffen Sie sich einen angenehmen Lernort mit geringer Ablenkung.

 

Disziplin und Motivation

Wer ohne Berufsschule eine zweite Ausbildung anpackt, der braucht sicherlich eine große Portion Disziplin: Denn relative lange Zeit wähnt man die Abschlussprüfungen in weiter Ferne und die Versuchung, den freien Tag ohne Lernen zu verbringen ist groß. Stärken Sie Ihre Motivation durch eine Lerngruppe mit Gleichgesinnten und vereinbaren Sie mit Ihrem Partner / Ihrer Partnerin Lernzeiten. Sozialer Druck kann Ihrer Disziplin in Momenten der Frustration den benötigten Schub geben und Sie zurück an den Schreibtisch bringen. Wie Sie wissen, lockt am Ende der Umschulung nach erfolgreichem Bestehen die Erfolgsprämie. Überlegen Sie sich doch, was Sie sich von den bis 2500 Euro als Belohnung gönnen werden. Wenn das kein Grund zum Lernen ist…

 

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1 Gedanke zu „Umschulung ohne Berufsschule? So geht es!“

  1. Liebe Redaktion,

    nachdem ich nun einige Kommentare gelesen habe, traue ich mich nun auch zu Wort :

    Ich habe im März 2023 eine Umschulung zur Hotelfachfrau begonnen, aber fühlte mich unwohl und verlassen im Team. Das Klima war eher zum davon laufen und alle um mich herum kündigten. Dann habe ich den Betrieb zum Juni 2023 gewechselt und kam vom Regen in die Traufe. Täglich Tränen und Konfrontation mit dem Vorgesetzen im Umschulungsbetrieb.

    Im Kontakt mit meiner Betreuerin schilderte ich den falschen Beruf gewählt zu haben und dass ich gerne in die medizinisch-pflegerische Branche wechseln möchte. Ich hätte mich für einen neuen Umschulungsbetrieb selbst gekümmert, aber brauche ja die Erlaubnis und Bewilligung. Erfolglos – bei der Agentur für Arbeit (AfA) ergab sich nach Rücksprache mit dem berufs-psychologischen Service, dass ich keine neue Umschulung erhalte. Anstatt dessen soll ich mich einer Therapie beim Psychologen unterziehen. Danach soll ich an einer mehrmonatigen BFW-Maßnahme teilnehmen und dann könne man vielleicht nochmal über meine Wunsch-Umschulung sprechen.

    Ich war in meinem Wunschberuf bereits mehrere Monate vor der Umschulung tätig und weiß was auf mich zukommt. Ich hätte schon einen neuen Betrieb gefunden, wo ich in Kürze die Umschulung anfangen dürfte.

    Was soll ich bloß tun?

    Danke danke vorab!

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