Chancen & Risiken: Berufswechsel ohne Umschulung

Es ist ohne weiteres möglich, den aktuellen Beruf zu wechseln und noch einmal etwas ganz anderes beruflich zu machen, ohne zuvor eine Ausbildung, Studium oder Umschulung zu machen. Dabei gibt es jedoch Einschränkungen, denn nicht jeder Job steht Quereinsteigern ohne Umschulung offen. Es gibt kein Patentrezept dafür, wie man am Besten die berufliche Neuorientierung angeht. Individuelle Faktoren wie die bereits abgeschlossene Ausbildung, Berufserfahrung und Weiterbildungen spielen dabei erwartungsgemäß eine große Rolle. Es gibt jedoch auch Kriterien, die Sie relativ einfach beeinflussen können und denen Sie viel Aufmerksamkeit schenken sollten, wenn es bei Ihnen schon bald in eine neue Richtung gehen soll.

Welche Risiken bestehen bei einem Quereinstig ohne passende Ausbildung?

Der Quereinstieg in einen neuen Beruf ohne Umschulung, Weiterbildung oder verkürzte Ausbildung ist ein Sprung in das denkbar kälteste Wasser: Ihnen fehlt eine spezifische Ausbildung, eine Lücke, die Sie aber vielleicht mit Berufserfahrung kompensieren können. Diese Möglichkeit besteht jedoch nur, wenn es sich bei der neuen Arbeit nicht um einen zulassungsbeschränkten Beruf handelt. Viele Jobs, zum Beispiel MTA, PTA etc dürfen nur mit entsprechender Ausbildung ausgeübt werden. Das selbe gilt zum Beispiel bei Berufen wie Elektriker: Gleich ob Sie das Wissen eines Elektrikers haben, Sie sind erst mit erfolgreichen Abschluss der IHK-Prüfung berechtigt, sich als Elektriker zu bezeichnen.

 

Der Traumberuf ist eine zweijährige Umschulung wert!
Wenn Sie für Ihren Traumberuf eine konkrete Umschulung oder zweite Ausbildung brauchen, dann beißen Sie in den sauren Apfel und fokussieren Ihre Energien darauf, wie Sie die Umschulung möglichst schnell finanziert und absolviert bekommen! Informationen zu allen Umschulungsberufen finden Sie hier: Welche Umschulungen gibt es?

 

Testfragen: Bin ich der Typ für einen Berufswechsel ohne Umschulung oder neue Ausbildung?

Sie interessieren sich für einen neuen Beruf, den Sie ohne Weiterbildung, Umschulung oder Ausbildung aufnehmen könnten und zögern dennoch? Dann analysieren Sie anhand folgender Fragen, was Sie zurückhält:

  1. Was ist Ihre Motivation für den Berufswechsel? Geht es Ihnen vor allem um eine finanzielle Verbesserung und entscheiden sich zum Quereinstieg wegen dem hohen Verdienst? Vorsicht bei einem Wechsel in eine gefragte Branche für die Sie sich eigentlich nicht interessieren. Wenn Geld für Sie alleine zur Motivation genügt, dann bestehen für Quereinsteiger in manchen Branchen gute Entwicklungschancen. Meist reicht ein höheres Einkommen aber nicht für dauerhafte Zufriedenheit im neuen Beruf.
  2. Was für ein Gefühl haben Sie, wenn Sie daran denken, dass Sie nicht konkret für den neuen Wunschberuf ausgebildet sind? Überwiegt das Gefühl der Motivation oder der Verunsicherung? Täuschen Sie sich nicht, Kollegen und Vorgesetzte haben oft ein gutes Gespür für die Beweggründe von Quereinsteiger: Gut, wenn Sie mit ganzem Herzen bei der Sache sind!
  3. Wie wichtig ist Ihnen, was Sie bereits erreicht haben? Sind Sie bereit nochmal von vorne und von unten anzufangen? Unerlässlich für alle Seiteneinsteiger ist eine erhöhte Lernbereitschaft, Disziplin und (Eigen-)Motivation, insbesondere wenn Sie sich noch nach der Arbeit weiterbilden müssen (idealerweise durch ein flexibles Fernstudium).
  4. Haben Sie Angst vor Ablehnung und können Niederlagen nicht gut verkraften? Quereinsteiger ohne Umschulung brauchen häufig eine hohe Frustrationstoleranz, wenn es im Bewerbungsprozess nur schleppend vorangeht. Zusätzlich ist genug Selbstbewusstsein bei konservativen Personalchefs und HR-Mitarbeitern erforderlich. Diskutieren Sie mit einer vertrauten Person, die im Idealfall mehr Berufserfahrung hat, über gute Argumente für den Berufswechsel als Quereinsteiger um auf Nachfragen gewappnet zu sein.

 

Berufswechsel ohne Umschulung - Eine Frage der Berufserfahrung

Wie gut die berufliche Neuorientierung gelingt, ist oftmals auch gerade eine Frage der Berufserfahrung. Menschen Mitte 40 bringen mehr Arbeitserfahrung mit, als Berufsanfänger Anfang, Mitte 20. Abhängig vom Alter werden Arbeitnehmern auch unterschiedliche berufliche Kompetenzen zugeschrieben, unabhängig davon, ob sie auch tatsächlich bestehen.

 

Berufliche Neuorientierung mit 25, 30 bis 35 Jahren

Oft hören wir die Frage "Bin ich mit 28/32 /34 Jahren zu alt für eine Umschulung?". Die Antwort ist ganz klar: Nein. Nein, Sie sind nicht zu alt, Sie sind im besten Alter für alle beruflichen und nicht beruflichen Projekte, die Ihnen am Herzen liegen. Deswegen sollten Sie unbedingt in Betracht ziehen, dass Sie sich für Ihren neuen Beruf anerkannt ausbilden lassen. Sie haben die Zeit und Energie nochmal von ganz vorne anzufangen, also greifen Sie auf eine grundständige Berufsausbildung durch eine Umschulung zurück.

In Anbetracht der noch vielen, vor Ihnen liegenden Berufsjahren, sollten Sie sich nicht auf eine kurzfristige Fortbildung reduzieren, sondern nochmal in den Berufswechsel Energien investieren. Etwas anderes gilt, wenn Ihre erste Berufsausbildung schon eine gute Grundlage für den neuen Beruf schafft! Dann kann eine Umschulung sogar der falsche Weg sein: Analysieren Sie, was Sie aus Ihrem bisherigen Berufsleben an Fähigkeiten mitbringen und welche Qualifikationen Ihnen für den neuen Beruf noch fehlen. Anschließend sollten Sie erkennen können, ob eine kompakte Weiterbildung oder eine zweijährige Umschulung die bessere Wahl ist.

 

Tipps für den Berufswechsel mit 40 - 45 Jahren

Wenn Sie in der Mitte des Berufslebens bereit für eine berufliche Neuorientierung sind, dann stellt sich vor allem die Frage, ob Ihre Jahrelange Berufserfahrung eine Umschulung obsolet werden lässt. Ob der Berufswechsel ohne Umschulung  oder ohne neue Ausbildung gelingen kann, hängt nun meist von Ihrer bisheriger Arbeitserfahrung ab. Der erfolgreiche Quereinstiegmit 42, 44, 46 Jahren beruht meist auf langjähriger Berufstätigkeit in angrenzenden Bereichen oder Branchen mit Überschneidungen.

Wenn Sie sich nun doch noch in eine ganz andere Richtung beruflich verwirklichen wollen, dann sind Sie tendenziell mit einer Umschulung gut beraten. Allerdings gilt auch hier, dass Sie für Ihren konkreten Einzelfall überprüfen sollten, ob eine kürzere Weiterbildung Sie auch schon zum Ziel bringen kann. Letztlich wird es bei Quereinsteigern mit Berufserfahrung immer um die Frage gehen, wieviele Kompetenzen Sie aus Ihrem früheren Beruf für den neuen "verwerten" können. Die Erfolgsprognosen eines Quereinstiegs bzw. einer beruflichen Neuorientierung hängen immer von der Fülle und Qualität Ihrer Fähigkeiten ab und ist somit äußerst individuell.

 

Neuer Beruf ohne Umschulung mit 50, 55 oder 60 Jahren?

Je fortgeschrittener das Alter, desto größer werden die Zweifel, ob für einen Berufswechsel ohne Umschulung die mitgebrachten Fähigkeiten und Kompetenzen genügen. Der Gedanke ist insofern nicht unbegründet, da die Ausbildung oder das Studium weit zurückliegt und sich seitdem Ausbildungsstandards stark geändert haben können.  Andererseits unterschätzen ältere Arbeitnehmer oft die Wertigkeit ihrer Berufserfahrung. Leider kommt es auch auf der Seite der Arbeitgeber zu dieser Fehleinschätzung.

Wer mit 57, 58, 59 Jahren oder älter einen Quereinstieg plant, sollte zumindest eine Weiterbildung in Betracht ziehen. Eine Fortbildung muss nicht zwangsläufig erforderlich sein, aber die Erfahrung zeigt, dass selbst kurze Weiterbildungen das Selbstvertrauen in die eigenen Kompetenzen nachhaltig stärken.

Wenn Sie über einen Berufswechsel ohne Umschulung nachdenken, weil Sie davon ausgehen, dass Ihnen eine verkürzte Ausbildung von Rentenversicherung oder Arbeitsagentur nicht bezahlt werden würde, dann empfehlen wir, nicht zu früh aufzugeben. Leider machen viele ältere wechselwillige Arbeitgeber die Erfahrung, dass Ihre Anträge auf einen Bildungsgutschein zunächst abgelehnt werden. Jüngeren Bewerbern passiert dies auch, jedoch bringen sie die Entscheidung nicht mit ihrem Alter zusammen. Die richtige Reaktion sind Widerspruch und nach Beratung durch einen Fachanwalt auch eine Klage.

 

Wann ist man zu alt für eine Umschulung?

Lebenswege suchen sich ihre eigenen Bahnen. Wenn Ihnen in den Vierzigern verwertbare Berufserfahrung fehlt, dann sollten Sie wohl eher von einem Berufswechsel ohne Umschulung und ohne neue Ausbildung absehen. Nur eine einschlägige Qualifizierung kann fehlende, langjährige Berufserfahrung kompensieren. Die Frage, ob man noch im richtigen Alter für einen Berufswechsel, für eine Ausbildung oder Umschulung ist, stellen sich Menschen in jedem Alter. Haben Sie die Zeit für eine zweijährige Umschulung oder sollten Sie den Berufswechsel ohne Ausbildung versuchen? Machen Sie einen Perspektivwechsel und stellen Sie sich in zwei Jahren mit oder ohne Umschulung vor... Es gibt auch einjährige Berufsqualifizierungen, die aber teils eine bestimmter berufliche Vorerfahrung voraussetzen: Umschulung innerhalb eines Jahres. 

 

Berufsbegleitende Weiterbildung für den Start in einen neuen Beruf

Eine Option, die vielleicht gerade auch für Ihren Wunschberuf in Betracht kommen kann, sind nebenberufliche Weiterbildungen, die Sie parallel zur neuen Berufstätigkeit ausführen können. Sie verlieren so keine Zeit und bleiben dennoch nicht auf Dauer formal unqualifiziert in Ihrem neuen Beruf. Qualifizierende Umschulungen neben dem neuen Beruf sind nicht immer möglich. Ein alternativer Weg kann dann eine berufsqualifizierende Umschulung neben Ihrem aktuellen Job sein, die Sie Sie auf Ihren neuen Beruf in zwei Jahren vorbereitet. Mehr Informationen bekommen Sie hier: Nebenberufliche Weiterbildungen.

 

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