Lebensläufe mit Unterbrechungen, Veränderungen und Auszeiten sind inzwischen keine Seltenheit mehr. Es ist eher die Ausnahme denn die Regel, dass ein Arbeitsverhältnis das gesamte Berufsleben überdauert. Dennoch: Wechseln Sie den Arbeitgeber oder sogar den Beruf, sollten Sie dies in Ihrer Bewerbung geschickt verpacken.
Jobwechsel sind keine Seltenheit
Rund 60 Prozent der Arbeitnehmer wechseln im Laufe Ihres Lebens den Arbeitgeber. Es stellt also erst einmal kein grundsätzliches Problem dar, wenn ein solcher Wechsel auch in Ihrem Lebenslauf stattfindet. Begründen sollten Sie diesen Schritt dennoch. Spätestens im Vorstellungsgespräch wird man Sie nach der Motivation fragen, weshalb Sie sich auf gerade diesen Job bewerben.
Bereiten Sie sich auf diese Frage also vor und versetzen Sie sich in die Lage des neuen Arbeitgebers. Familiäre Beweggründe sind in der Regel keine Argumente, die aus Sicht des Arbeitgebers für Sie sprechen. Schließlich möchte niemand riskieren, dass Sie in näherer Zukunft wieder ausfallen – sei es, um Angehörige zu pflegen oder selbst eine Familie zu gründen. Für Sie selbst sind diese Gründe zwar legitim und es ist Ihr gutes Recht, sich einen Arbeitsplatz zu suchen, an dem Sie diese Ziele verwirklichen können, doch aus ökonomischer Sicht ist es kein Vorteil, vor diesem Hintergrund gerade Sie einzustellen.
Den neuen Arbeitgeber überzeugen
In einer Bewerbung machen Sie Werbung für sich selbst. Der Arbeitgeber soll wissen, weshalb gerade Sie die Person sind, die ideal für die ausgeschriebene Stelle ist. Ihre sogenannte Wechselmotivation sollten Sie also überzeugend darstellen können. Legitime Gründe sind die Suche nach einer neuen Herausforderung und berufliche Pläne. Gibt es Projekte oder Themen, die Sie ganz besonders reizen? Sind Sie überzeugt, bestimmte Kenntnisse, Eigenschaften oder Fähigkeiten einbringen zu können? Diese Punkte sollten Sie in der Vorbereitung für sich beantworten können.
Im Anschreiben der Bewerbung können Sie genau diese Faktoren bereits zur Sprache bringen. Anstatt Ihren Werdegang darzulegen, geben Sie den Entscheidern bereits Fakten an die Hand. Auf diese Weise umschiffen Sie auch die Klippe, bereits in der Bewerbung eine Begründung liefern zu müssen.
Formulieren Sie stattdessen anhand folgender Fragen aussagekräftige Sätze:
1. Über welche Stärken verfügen Sie und in welchen neuen Aufgabenbereichen können Sie diese besonders gut nutzen?
2. Haben Sie bereits Fortbildungen zu einem passenden Thema absolviert oder sich beruflich damit beschäftigt?
3. Können Sie in der neuen Position mehr Verantwortung übernehmen oder aufsteigen? Dann rechtfertigen Sie diesen Schritt mit Erfahrungen oder Leistungen.
4. Welche Gründe gibt es für Sie noch? Liegt der Arbeitsplatz näher am Wohnort, verbessern Sie sich finanziell oder forcieren Sie aus privaten Gründen einen Umzug an genau diesen Ort?
Was Sie vermeiden sollten
Reden Sie in keinem Fall schlecht über ehemalige Kollegen oder Ihren früheren, respektive aktuellen Arbeitgeber. Das, was an einem anderen Arbeitsplatz geschieht, sollte auch an diesem verbleiben. Schließlich wissen Sie nicht, ob es Querverbindungen zwischen Personen gibt oder der neue Arbeitgeber Nachfragen anstellt. Auch familiäre oder gesundheitliche Gründe sind stets ein heikles Feld. Vermeiden Sie es außerdem, nur eine Begründung zu liefern. Ein Berufswechsel ist für alle Beteiligten mit einigem Aufwand und Risiken behaftet und Sie wollen schließlich nicht als leichtsinnig oder unzuverlässig gelten.
Eine Umschulung oder Weiterbildung in der Bewerbung
Eine Weiterbildung stellt erst einmal kein Problem dar. Sie sind lernwillig, haben sich um eine Erweiterung Ihres Wissens bemüht und möchten dieses nun auch anwenden. Niemand wird Ihnen diese Begründung absprechen wollen. Bei einer Umschulung verhält es sich hingegen anders.
1. Sie haben aus gesundheitlichen Gründen eine Umschulung absolviert. Arbeitsunfälle, Allergien oder andere Einschränkungen, die Ihre Eignung für die neue Stelle nicht infrage stellen, können Sie durchaus erwähnen. Halbsätze wie „Aufgrund der Entwicklung allergischer Reaktionen…“ oder „Aufgrund eines Arbeitsunfalles…“ im Anschreiben und dem Lebenslauf reichen aus. Stellen Sie stattdessen Ihre Erfahrungen und Ihre Lernbereitschaft in den Vordergrund.
2. Die Umschulung war durch Arbeitslosigkeit bedingt. Haben Sie schnell eine Umschulung beginnen können, spricht dies erst einmal grundsätzlich für Sie. Schließlich bemühen Sie sich, sind aktiv und zeigen sich aufgeschlossen. Begründen Sie hier jedoch im Anschreiben, was Sie an dem neu erlernten Beruf reizt. Er soll schließlich nicht wirken, als wäre er eine Notlösung gewesen. Welche persönlichen Stärken und Kompetenzen können Sie nun besser einbringen?
3. Sie haben den Beruf gewechselt, da Sie mit Ihrem früheren Job aus persönlichen Gründen unzufrieden waren. Stellen Sie Ihre Begeisterung für den neuen Beruf ganz besonders heraus. Welche Tätigkeiten oder Facetten machen Ihnen besonders viel Freude? Wie können Sie die Erfahrungen Ihres vorherigen Berufes einbringen? Diese Informationen sollten Sie kurz und kompakt im Anschreiben liefern. Der Lebenslauf dient in diesem Fall nur dazu, die Stationen Ihres Berufslebens aufzulisten.
Formulierungsvorschläge
Zunächst einmal sollten Sie Formulierungsvorschläge tatsächlich nur als Anregung verstehen. Wer häufig Bewerbungen zu sehen bekommt, entwickelt ein Gespür für Sätze, die der Bewerber lediglich abgeschrieben oder aus einem Ratgeber übernommen hat. Passen Sie die Vorschläge aus diesem Grund unbedingt Ihrer sonstigen Wortwahl an und überlegen Sie, welcher Satz Ihnen auch ausgesprochen leicht fallen würde.
- Die ausgeschriebene Stelle bietet mir auf der Basis meiner bisherigen Erfahrungen hervorragende Möglichkeiten, mich weiter zu entwickeln und meine Stärken (an dieser Stelle können Sie durchaus Beispiele einfügen) gezielt einzusetzen.
- Die Stelle in Ihrem Unternehmen bietet mir genau die Herausforderung, die ich suche, um meine bisherigen Erfahrungen und das neu erworbene Wissen erfolgreich einzusetzen. Nach mehrjähriger Tätigkeit im Bereich XY möchte ich mein Wissen nun in einer ganz anderen Branche anwenden. Ich bin überzeugt, dass ich mit meinen Kenntnissen (fügen Sie konkrete Beispiele ein) zum Erfolg Ihres Unternehmens beitragen kann.
- Da ich eine Allergie gegen bestimmte Stoffe entwickelt habe, bin ich nicht mehr in der Lage, meinen ursprünglichen Beruf auszuüben. Da ich jedoch sehr viel Freude am direkten Kontakt mit Menschen habe, sehe ich in der ausgeschriebenen Stelle die ideale Herausforderung.
- Aufgrund eines Arbeitsunfalles bin ich nicht mehr in der Lage, in meinem früheren Beruf tätig zu sein. Mein Wissen aus dieser Branche kann ich als (fügen Sie die angestrebte Berufsbezeichnung ein) jedoch sehr gut einsetzen, um auch in Ihrem Unternehmen erfolgreich tätig zu werden.
Arbeiten Sie in Ihrer Bewerbung stets mit konkreten Beispielen. Daten oder Firmennamen müssen hingegen im Anschreiben nicht unbedingt genannt werden, sofern es sich nicht um Branchenführer oder andere wichtige Unternehmen handelt. Wenn von Erfahrungen, Stärken oder Kenntnissen die Rede ist, dann führen Sie Fakten an. Sie können auf diese Weise die genannten Formulierungen für sich nutzen und personalisieren. Ferner sollten Sie den Fokus stets auf Herausforderungen, Chancen und Perspektiven legen, um den Wechsel als etwas Positives darzustellen. Vor allem eine Umschulung soll schließlich nicht wie eine Notlösung wirken.