Wie begründe ich einen Berufswechsel im Vorstellungsgespräch?

Das Bewerbungsgespräch ist die letzte Hürde vor der Einstellung.
Das Bewerbungsgespräch ist die letzte Hürde vor der Einstellung.

Sie haben eine erfolgreiche Bewerbung eingereicht und werden zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. Der erste Schritt ist damit schon einmal getan. Doch eine gute Vorbereitung auf das Gespräch hilft Ihnen, auch die zweite Hürde zu überwinden und schon bald einen neuen Arbeitsvertrag unterzeichnen zu können. Die Frage nach den Gründen für Ihren Berufswechsel sollten Sie daher kompetent und schlüssig beantworten.

 

Den Aufstieg ins Zentrum stellen

Niemand wechselt nachvollziehbar den Job, wenn es ihm damit schlechter geht als vorher. Auch Langeweile am Arbeitsplatz ist kein Grund, den Sie im Gespräch anführen sollten. Sie könnten damit den Eindruck erwecken, selbst nicht kreativ genug zu sein, sich nicht um neue Aufgaben zu bemühen oder es grundsätzlich nicht lange an einem Ort aushalten zu können. Ob Sie eine Umschulung absolviert haben, ein Studium erfolgreich abschließen konnten oder lediglich eine neue Anstellung suchen: Das, was Sie anstreben, sollten Sie wesentlich besser darstellen als das, was Sie zuvor hatten. Beachten Sie daher unbedingt die folgenden Punkte:

  • Sie suchen eine neue Herausforderung, nicht einfach eine Veränderung.
  • Ihre Stärken oder besonderen Fähigkeiten konnten Sie zwar bisher schon gut nutzen, die neue Stelle ermöglicht Ihnen dies jedoch in noch größerem Umfang.
  • Sie möchten aufsteigen und/oder mehr Verantwortung übernehmen, denn Ihre Erfahrungen befähigen Sie durchaus zu diesem Schritt.

Darüber hinaus sind private Motive ein häufiger Grund, um eine neue Anstellung zu suchen. Pläne zur Familiengründung oder pflegebedürftige Angehörige sollten Sie im Gespräch dennoch nicht erwähnen. Hat Ihr Partner jedoch zum Beispiel einen Job in einer anderen Stadt und Sie möchten Ihren Lebensmittelpunkt ebenfalls verlagern, dann können Sie dies ruhig erwähnen. Ihre Gesprächspartner sind schließlich ebenfalls nur Menschen und Sie werden damit nicht auf Ablehnung stoßen. Andererseits sollten Sie es vermeiden, dass Ihre Ausführungen so wirken, als würden Sie sich auf jeden Job bewerben, solange er in der richtigen Stadt ist. Etwas Fingerspitzengefühl und weitere überzeugende Argumente gehören also in jedem Fall dazu.

 

Was Sie vermeiden sollten

Private Beweggründe sind stets ein heikles Thema – entscheiden Sie also nach Gefühl und bisherigem Gesprächsverlauf, ob Sie etwas von sich selbst erwähnen möchten. In keinem Fall gehören jedoch die folgenden Punkte in ein Bewerbungsgespräch, auch wenn es Ihre tatsächlichen Wechselmotive sind:

Psychische Probleme, Mobbing oder Schwierigkeiten mit Kollegen und Vorgesetzten. Sie können nicht wissen, ob der potentielle Arbeitgeber bei Ihrem früheren oder aktuellen Chef Nachfragen anstellt. Schlecht über die Kollegen oder die Firma sprechen. Es steht Ihnen nicht zu, sich in dieser Form zu äußern und auch hier besteht immer die Gefahr der Kontaktaufnahme.

Sie haben die Kündigung erhalten oder Ihr Vertrag endet in naher Zukunft. Dennoch suchen Sie nicht irgendeinen Job, sondern genau diesen, auf den Sie sich jetzt bewerben. Vermeiden Sie folglich Aussagen wie diese: „Ich brauche nun eben eine neue Anstellung.“

 

Den Gesprächsverlauf kennen und nutzen

Bewerbungsgespräche laufen in der Regel nach einem bestimmten Schema ab. Kennen Sie dieses, können Sie bereits in viele Ihrer Antworten Argumente einstreuen, die die Frage nach dem Berufswechsel überflüssig machen können.
Das Gespräch wird mit etwas Smalltalk zur Anreise und zum Tag beginnen. Anschließend wird Ihr Gegenüber etwas über sich erzählen und Sie auffordern, sich ebenfalls mit ein paar Sätzen vorzustellen.

Umreißen Sie nun knapp Ihre bisherigen Stationen und stellen Sie die Punkte heraus, die für die angestrebte Tätigkeit relevant sind. Die Motivation für Ihren Berufswechsel können Sie bereits an dieser Stelle ansprechen. Noch ist zwar nicht der Zeitpunkt gekommen, an dem Sie all Ihre Beweggründe darlegen sollten, doch die Aussage, dass Sie nun eine neue Herausforderung anstreben und Ihre bisherigen Erfahrungen genau hier einbringen können, legt einen guten Grundstein für den weiteren Gesprächsverlauf. Möglicherweise schließt sich auch gleich eine entsprechende Nachfrage an. Nun gilt es, alle Argumente schnell abrufen zu können. Sie können Ihre Argumentation nach dem folgenden Schema aufbauen:

  1. Was haben Sie bisher getan und auf welche Stärken kam es dabei an?
  2. Was hat Ihnen besonders viel Freude bereitet und welche Erfolge können Sie vorweisen?
  3. An welcher Schlüsselstelle können Sie all dies in dem neuen Job einbringen? Um diese Frage wirklich beantworten zu können, müssen Sie die Ausschreibung und die Stellenbeschreibung genau analysieren. Stellen Sie sich bereits vor, wie Ihre praktische Arbeit aussehen wird. Worauf wird es Ihrer Ansicht nach ankommen und warum glauben Sie, dass gerade Sie die Anforderungen erfüllen?
  4. Was streben Sie an? Zum Einen natürlich ein erfolgreiches Projekt und täglich gute Arbeit. Zum Anderen jedoch genau das, was Ihre Stärken ausmacht. Sie möchten mehr Verantwortung übernehmen, Ihr Wissen erweitern und einbringen, mehr Kundenkontakt oder Ähnliches.

Bleiben Sie in Ihren Ausführungen immer positiv, ohne in nicht nachvollziehbares Schwärmen zu verfallen. Was Sie nicht gerne tun oder was Ihnen nicht gut gelungen ist, interessiert an dieser Stelle nicht.

 

Keine Unehrlichkeit

Erfinden Sie keine Geschichten – weder positive noch negative. Es ist durchaus legitim, wenn Sie eine Frage nicht beantworten möchten. Insbesondere, wenn es um Ihren früheren Arbeitgeber dreht, ist die Aussage „Darüber möchte ich aus Loyalität/aus Respekt“ hier nicht sprechen. Bedenken Sie immer, dass eine pikante Frage auch ein Test sein kann, wie fair Sie sich verhalten. Überdies sind erfundene Geschichten über Mobbing genau so riskant wie Erzählungen über Erfolge, die es gar nicht gab.

 

Traumjob oder Notwendigkeit?

Natürlich bewirbt man sich nicht immer um einen Traumjob. Doch an den sachlichen Argumenten ändert diese Tatsache erst einmal nichts. Würden Sie die Anforderungen nicht erfüllen, könnten Sie den Job schließlich gar nicht erst antreten. Doch unabhängig davon, ob Sie Ihre Umschulung oder Weiterbildung aus freien Stücken, aus finanziellem Druck oder aus einer anderen Notwendigkeit heraus absolviert haben: Zeigen Sie dies in einem Vorstellungsgespräch nicht.

Für Ihre Bewerbung sind schließlich Ihr Können und Ihr Interesse für die ausgeschriebene Stelle entscheidend. Auch wenn Ihnen emotional nichts oder nur wenig an dem Job liegt, sollten Sie sich bestmöglich präsentieren. Nutzen Sie das Bewerbungsgespräch im Zweifel auch dafür, sich auf weitere Gespräche vorzubereiten, Erfahrungen zu sammeln und Nervosität abzubauen.

Christian Krumes

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