Auch nach einem begonnenen Studium kann eine Umschulung ein Weg sein, den Traumberuf zu finden und Arbeitslosigkeit abzuwenden. Wurde das Studium nicht abgeschlossen, dann geht man teilweise davon aus, dass der Antragsteller noch gar keine Berufsausbildung hat. Das kann im Verhältnis zur Arbeitsagentur durchaus vorteilhaft sein, da dann von schlechteren Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt ausgegangen werden muss.
Jedoch Vorsicht: Der Abbruch der ersten Berufsausbildung (und ein Studium ist eben solche), führt nicht automatisch zu der Möglichkeit einer Umschulung. Die Umschulung ist als eine verkürzte Ausbildung gedacht, die auf bereits bestehende berufliche Kenntnisse und Fähigkeiten aufbaut und so eine kürzere Dauer rechtfertigt. Auf was Sie bei einer Umschulung nach dem abgebrochenen Studium achten sollten, haben wir Ihnen in diesem Artikel zusammengefasst.
Studienabbruch und Umschulung
Jährlich brechen 160 000 Studenten ihr Studium ab. Es gibt spezielle Beratungsangebote für Studenten ohne Abschluss, darunter auch durch die Arbeitsagentur. Für Studienabbrecher mit praktischen Neigungen besonders interessant sind die Beratungsangebote der Handwerkskammer (IHK), da diese auch singuläre Ausbildungsangebote kennen. Dies gilt auch, wenn wenn man keinen Anspruch auf ALG I oder Bürgergeld hat. Erst mit der Exmatrikulation werden in der Regel Zahlungen nach Bürgergeld oder ALG1 (Anspruch zum Beispiel durch einen versicherungspflichtigenNebenjob) geleistet, da zuvor der Student „nicht dem Arbeitsmarkt zur Verfügung steht“.
Scheitert man ganz am Schluss an den Abschlussprüfungen, ist dies ohne Zweifel einer der bittersten Momente, die ein Leben mit sich bringen kann. Allerdings muss das nicht zwingend bedeuten, dass man nicht im studierten Beruf arbeiten kann. Überall dort, wo das bestandene Examen nicht Zugangsvoraussetzung ist, gibt es auch alternative Wege zum Beruf. Arzt, Staatsanwalt, Architekt mit Planvorlagenberechtigung und Apotheker sind Berufsbilder, bei denen der Zugang geregelt ist. Wer Pharmazie ohne bestandenen Abschluss studiert hat, kann aber bei einem Medikamentenhersteller in der Produktion oder im Vertrieb angemessene Aufgaben finden. Ähnliches gilt für die meisten Studien, insbesondere im geisteswissenschaftlichen oder naturwissenschaftlichen Bereich. Wer zu einem Abschlussexamen zugelassen worden ist, muss also nicht zwingend umschulen.
Ist eine Umschulung überhaupt möglich?
Ja, aber nicht in jeder Konstellation. Eine Umschulung ist definiert als verkürzte Ausbildung, deren theoretischer und praktischer Inhalt auf Berufserfahrung und Ausbildungswissen der ersten Ausbildung aufbaut und dadurch eine zeitliche Verkürzung möglich macht. Die reguläre dreijährige Ausbildung reduziert sich bei einer Umschulung auf 24 Monate in Vollzeit und bis zu 30 Monate in Teilzeit. Welche Vorkenntnisse anerkannt werden können, wird teils im Einzelfall entschieden.
Wer sich mit Abitur zur Ausbildung entscheidet, kann von vornherein regelmäßig die Ausbildungszeit auf zwei Jahre verkürzen. Wenn Ihr abgebrochenes Studium in einem ähnlichen Bereich angesiedelt war und Sie einzelne Fächer mit Prüfung abgeschlossen haben, dann kann zusätzlich die Möglichkeit einer Anrechnung auf die Ausbildung bestehen. Dies bedeutet in der Regel jedoch nur, dass Sie die Prüfung nicht ein weiteres Mal ablegen müssen, nicht jedoch, dass die Ausbildungszeit sich nochmal verkürzt.
Zeitlich gibt es für Bewerber mit Abitur somit keinen Unterschied zwischen einer Ausbildung und einer Umschulung.
Wie wirkt es sich faktisch aus, ob man eine Umschulung oder eine Ausbildung macht?
Der relevante Unterschied zwischen einer Ausbildung oder Umschulung nach dem abgebrochenen Studium liegt bei der Finanzierung. Eine Umschulung wird von der Agentur für Arbeit oder dem Jobcenter mit einem monatlichen Umschulungsgehalt (Übergangsgeld) und weiteren Zuschüssen gefördert. Während der Ausbildung bekommen Sie hingegen nur die Ausbildungsvergütung. Dieses meist recht geringe Ausbildungsgehalt ist oft durch einen Tarifvertrag geregelt. Zwar sind auch hier Zuschüsse möglich, zum Beispiel kommunales Wohngeld, doch wer bereits eine Familie versorgen muss oder in einer teuren Region wohnt, hat es finanziell schwer.
Finanziert das Arbeitsamt eine Umschulung nach dem Abbruch?
Ja und eine Umschulung kann finanziell der bessere Weg nach dem Abbruch des Studiums sein. Insbesondere, wenn Sie nach der Exmatrikulation über einen Nebenjob während des Studiums einen Anspruch auf Arbeitslosengeld (ALG 1) haben. Ist dies nicht der Fall, dann berechnet sich das Übergangsgeld während der Umschulung nach Bürgergeld plus Wohngeld, Fahrgeld und Kosten für Lehrmaterial.
Wie beantragt man eine Umschulung?
Im Grundsatz ist eine verkürzte Umschulung nach einem abgebrochenen Studium unter denselben Umständen möglich, wie bei Antragstellern mit oder ohne Abitur: Denn die Arbeitsagentur und das Jobcenter sind bei der Vergabe von Fördermitteln an die gesetzliche Vorschriften des Sozialgesetzbuchs SGB III gebunden. Maßgeblich ist somit die Wahrscheinlichkeit dauerhaft einen Arbeitsplatz zu finden. Wurde Ihr abgebrochenes Studium mit Bafög finanziert, ist dies nicht schädlich: Unter Umschulung ist eine Berufsausbildung, kein Zweitstudium und wird aus anderen Mitteln gefördert.
Bis zur Antragstellung sind ein paar Schritte zuvor erforderlich:
- Melden Sie sich nach der Exmatrikulation arbeitslos (nicht bloß arbeitssuchend).
- Sie werden zu einem Beratungsgespräch eingeladen. Es wird dem Sachbearbeiter darum gehen, dass Sie ohne eine staatlich finanzierte Umschulung oder Weiterbildung eine Arbeitsstelle finden.
- Sie werden aufgefordert, im Jobportal nach Stellen zu suchen und sich zu bewerben. Ihnen werden Vorschläge auch zu geschickt.
- Wenn Sie keine Stelle finden, kommt es zu weiteren Gesprächen. Spätestens jetzt sollten Sie auf das Thema Umschulung zu sprechen kommen.
- Der Antrag für eine Umschulung kann nur unmittelbar beim Jobcenter oder bei der Arbeitsagentur gestellt werden.
- Sollte der Antrag abgelehnt werden, besteht die Möglichkeit eines kostenfreien Widerspruchs. Achten Sie auf eine stichhaltige Begründung.
Wie geht man mit abgebrochenem Studium in der Bewerbung um?
Um einen Umschulung zu finden, bewerben Sie sich entweder auf Ausbildungsplätze (betriebliche Umschulung mit Theorie an der Berufsschule) oder suchen nach Umschulungsanbietern, die eine schulische Umschulung anbieten. Bei der Bewerbung sollten Sie Ihr Studium nicht unter den Teppich kehren: Auch das Wissen aus einem abgebrochenen Studium kann in einer verkürzten Ausbildung viel Wert sein und ein guter Umschulungsbetrieb interessiert sich für den Werdegang seiner Bewerber.
Tatsächlich kann ein abgebrochenes Studium bei einer Bewerbung für eine Umschulung sehr hilfreich sein, insbesondere wenn somit schon Kenntnisse in einem mit dem Umschulungsberuf verwandten Bereich bestehen. Wer mit Abitur eine Umschulung machen möchte, profitiert zusätzlich von einem größeren Angebot an Umschulungsberufen, da manche Berufe mit Hauptschule oder Berufsreife nicht ergriffen werden können. Analysieren Sie, welche Kompetenzen Sie aus Ihrem Studium mitbringen und nutzen Sie sie für Ihre Bewerbung. Eine Umschulung nach einem abgebrochenen Studium ist heute sicher kein Makel im Lebenslauf mehr.
Alternativen nach abgebrochenem Studium
Es ist mitten im Jahr und die Umschulungen starten erst in einigen Monaten? Viele Wege führen zum Erfolg. Ob als alternative Option oder zur sinnvollen Überbrückung: Ein mehrmonatiger Fernkurs oder ein bis zu drei Jahre dauerndes Fernstudium können eine gute Ergänzung oder Alternative sein. Auch wenn Sie sich zunächst nur für ein Praktikum entscheiden, kann ein Fernkurs wichtiges theoretisches Wissen vermitteln.
Teilnehmer eines Fernkurses oder Fernstudiums sind zeitlich und örtlich sehr flexibel. Die Programme können pausiert werden und schließen meist mit einem IHK-Abschluss, einem Bachelor-Abschluss oder einem Zertifikat des Instituts ab. Viele Angebote sind AZAV-zertifiziert, was bedeutet, dass Sie einen Zuschuss zu den Kosten beantragen können, wenn Sie sich arbeitslos melden. Sie können bei allen Ferninstituten unverbindlich Informationen inklusive ersten Probelektionen zu Ihrem Wunsch-Kurs bestellen – Dieser Service ist kostenlos und ohne vertragliche Bindung für Sie!
Egal aus welchem Bereich Sie kommen, es gibt viele interessante Optionen nach dem Studiumsabbruch – hier eine Auswahl:
- Fernkurse im sozialen Bereich wie Naturpädagogik, Palliativbetreuung bei der SGD: Informationen zuschicken lassen.
- Fernkurse im kaufmännisch-gestalterischen Bereich wie Betriebswirt, Innenarchitektur, Projektmanagement, Bilanzbuchhalter, Fachinformatiker, Grafikdesigner, Immobilienfachwirt am ILS: Informationsmaterial bestellen.
- Fernkurse im medizinisch-psychologischen Bereich wie Pflegemanagement, Heilpraktiker, Fitnesscoach, psychologischer Berater, Altenbetreuung, Ernährungsberater an der Apollon Hochschule: Informationen anfordern.
Umschulung nach einer abgebrochenen Promotion
Die Erlangung der Doktorwürde ist der höchste akademische Grad und schließt die wissenschaftliche Ausbildung ab. Ein Berufswechsel nach einer Promotion durch eine Umschulung scheint zunächst ein Paradoxon zu sein, aber tatsächlich gibt es ihn regelmäßig. Eine Reihe von Studien eröffnet nur wenige Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt. Vielen wird erst nach dem Studiums bewusst, dass sie sich mit der Promotion einer „brotlose Kunst“ verschrieben haben: In einigen Bereichen ist der Doktor-Titel gerade kein Garant für bessere Jobaussichten oder einen höheren Verdienst und man gilt schnell als „überqualifiziert“.
Sie beenden ihre Studien dann trotzdem aus Neigung dazu und planen den Berufswechsel bereits mit ein. Für eine Umschulung ist die Promotion ohne Bedeutung. Wer sein Studium abgeschlossen hat, aber seine Promotion abbricht, für den ist dennoch das Thema Umschulung mit Studium treffender.