Meistens sind Kindererziehung und Arbeitsteilung innerhalb der Familie der Grund, warum (überwiegend) Frauen jahrelang dem Arbeitsleben fernbleiben und nicht mehr in ihrem ursprünglich gelernten Beruf Geld verdienen. Aber auch die Pflege von Angehörigen kann ein Grund sein. Spätestens wenn die Kinder alt und eigenständig genug sind, kommen Hausfrauen und Mütter ins Grübeln, wie sie den Sprung zurück in die Arbeitswelt schaffen.
Eine Umschulung kann nach langer Abwesenheit die Rückkehr in den alten oder den Einstieg in einen neuen Beruf stark erleichtern. Wir erklären Ihnen, was Sie rund um die Finanzierung und Förderung durch die Arbeitsagentur bzw. Jobcenter wissen müssen und welche Umschulungsberufe sich für Hausfrauen und Mütter besonders eigenen.
Wie gelingt der Wiedereinstieg?
Wenn Sie länger nicht angestellt oder als Selbstständige gearbeitet haben, dann begleiten viele Arbeitnehmer Unsicherheiten hinsichtlich der eigenen Kompetenzen: Wieviel ist meine Ausbildung noch wert? Was kann ich noch? Welcher Arbeitgeber will mich noch? Sind meine Fähigkeiten nicht schon lange überholt? Ist jetzt alles digital? Solche Gedanken sorgen für angst, Überforderung und bauen eine Hemmschwelle auf, wieder in das Arbeitsleben zurückzukehren. Der Wiedereinstieg kann jedoch viel leichter sein als gedacht. Insbesondere wenn Sie sich zu einem beruflichen Neuanfang durch eine Umschulung entscheiden, werden sich Ihre Befürchtungen nicht bewahrheiten.
Umschulung nach langer Abwesenheit: Ängst ernst nehmen, aber Kontrolle behalten
Ihre Sorgen vor einer Überforderung sind nachvollziehbar, aber in der Mehrheit der Fälle völlig unbegründet. Frauen, die Jahre lang für die Organisation eines mehrköpfigen Haushalt zuständig waren und die verantwortungsvolle Aufgabe der Kindererziehung übernommen haben, bringen gefragte Kompetenzen für den Bewerbermarkt mit. Dennoch unterlaufen ehemaligen Hausfrauen im Bewerbungsprozess und auch zuvor bei der Auswahl der Arbeitsstellen oft der selbe Fehler: Die eigenen Fähigkeiten werden als „nicht besonders“, „etwas was ja eigentlich jeder kann“ oder als nur allgemeines Können abgetan. Dies führt dazu, dass Frauen sich für Arbeitsstellen mit niedrigem Anforderungsprofil interessieren, niedrigeres Gehalt akzeptieren und geringe Aufstiegserwartungen mitbringen. Machen Sie sich dieser Problematik bewusst, um sie zu verhindern.
Welche Umschulungsberufe eignen sich für Hausfrauen und Mütter?
Stellen Sie sich ehrlich die Frage, ob Sie in Ihrem bevorstehenden Berufsleben an Tätigkeiten anknüpfen möchten, die Sie in den letzten Jahren zuhause ausgeführt haben oder ob Sie den Wunsch verspüren, in Ihren alten Beruf zurückzukehren oder endlich etwas neues zu beginnen. Wenn letzteres der Fall ist, dann nutzen Sie den Moment und verwirklichen Sie Ihren Berufswunsch durch eine Umschulung.
Bei der Wahl des passenden Umschulungsberufs sollten Sie sich von allgemein gültigen Erwägungen leiten und nicht auf Ihre bisherige Rolle als Mutter und Hausfrau reduzieren lassen:
- Wo sehe ich meine Stärken?
- Welche beruflichen Tätigkeiten stelle ich mir vor?
- Was sind meine beruflichen Interessen?
- Habe ich einen Traumberuf, der erreichbar ist?
- Was macht für mich ein gutes Berufsleben aus?
- Wurde mein ursprünglich gelernter Beruf zwischenzeitlich reformiert oder gab es maßgebliche Änderungen in den Arbeitsaufgaben?
- Rückkehr zum Bekannten oder bereit für einen Neuanfang?
- Wieviel Stress ist für mich in Ordnung?
- Was möchte ich erreichen? Wo sehe ich mein berufliches Fortkommen in drei Jahren? Wo in fünf oder sechs Jahren?
Wenn die letzen drei Punkte Sie zum Zögern gebracht haben, dann sollten Sie ein gefördertes Coaching für Frauen beim Berufseinstieg bzw. Wiedereinstig erwägen.
Empfehlung: Spezielles Coaching für Frauen nach langer Abwesenheit im Beruf
Die Agentur für Arbeit fördert nicht nur eine Umschulung, sondern auch vorgelagerte Beratungen durch Jobcoachs und Bewerbungstrainer für Frauen, die länger im Berufsleben wegen Kind und Haushalt abwesend waren und nun Schwierigkeiten bei der Berufsfindung oder beim Wiedereinstieg allgemein erleben. Die Beratung wird von Experten durchgeführt, die sich der Situation ihrer Klientinnen bewusst sind und sie auch psychologisch konsultieren. Frauen verkaufen sich im Berufsleben leider weiter unter ihrem Wert und der Zweifel an den eigenen Fähigkeiten verschlimmert die Situation.
Wenn Sie Zweifel und Ängste hinsichtlich der beruflichen Rückkehr empfinden, dann lassen Sie sich einen Gutschein für ein Bewerbungscoaching für Frauen ausstellen. Hinweis: Nicht in jeder Region arbeitet das Arbeitsamt bzw. Jobcenter mit spezialisierten Coaches oder Beratungsstellen für Frauen zusammen. Gegebenenfalls kann es empfehlenswert sein, eigenes Geld in die Hand zu nehmen und vier, fünf Stunden bei einer Beratungsstelle in Anspruch zu nehmen. Der Input und die Empfehlungen können sich für Ihr zukünftiges Berufsleben um ein Vielfaches auszahlen.
Arbeitsamt oder Jobcenter: Wer ist zuständig?
Die Agentur für Arbeit ist für Umschulungsanträge von Hausfrauen oder Müttern zuständig, wenn ihnen aus einer früheren beruflichen Berufstätigkeit noch ein Anspruch auf Arbeitslosengeld 1 (ALG I) zusteht. Ist das nicht der Fall, dann fällt der Umschulungsantrag in die Zuständigkeit des örtlichen Jobcenters.
Ergänzender Hinweis: Müttern seht nach dem Mutterschaftsgeld ein Anspruch auf Elterngeld zu. Wenn Mütter das ElterngeldPLUS für eine Umschulung in Teilzeit nutzen möchten, dann ist ein Antrag bei der Elterngeldstelle des jeweiligen Bundeslands erforderlich. Vereinbaren Sie einen Beratungstermin für den Bildungsgutschein, mit dem die finanziellen Kosten vom Staat übernommen werden. Die Förderung einer Umschulung kann nicht ohne persönliches Beratungsgespräch beantragt bzw. bewilligt werden.
Wie bereite ich mich auf das Beratungsgespräch für den Bildungsgutschein beim Jobcenter vor?
Bereiten Sie sich auf das Beratungsgespräch vor. Sie können in dem Termin nicht Ihren maximalen Vorteil erreichen, wenn Sie sich nicht selbst sicher sind, was Sie wollen. Beraten Sie sich mit vertrauten Freunden, am besten berufstätige Frauen, und besuchen Sie ein Jobcoaching. Wenn Sie wissen, auf welchen Beruf Sie umschulen möchten, dann entscheiden Sie Grundsätzliches:
- Möchten Sie eine schulische oder betriebliche Umschulung machen?
- Falls Sie an einer Umschulung in Vollzeit zweifeln: Liegen die Voraussetzung für eine Teilzeitumschulung vor?
- Wird die Umschulung in Ihrer Region angeboten und kommt eine konkrete Umschulungsstätte bzw. Umschulungsbetrieb für Sie in Frage?
Wann fördert das Jobcenter Mütter und Hausfrauen mit einer Umschulung?
Das deutsche Sozialrecht gilt keinen Anspruch auf eine Umschulung, egal wie viele lange Jahre Ihre Ausbildung her ist oder wie schlecht es um Ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt stehen. Ob Sie die Umschulung finanziert bekommen, steht im Ermessen des Kundenberaters des Jobcenters und Sie werden ihn oder sie von Ihrem Vorhaben überzeugen (müssen). Der Jobcenter-Mitarbeiter entscheidet über die Umschulung anhand § 81 SGB III, wonach eine Umschulung oder Weiterbildung zu fördern ist, wenn
- Sie mit Ihrer aktuellen Qualifikation keine Arbeitsstelle finden und arbeitslos sein werden
- wenn Sie mehrere Jahre nicht mehr in Ihrem Beruf gearbeitet haben und Ihre Ausbildung als „überholt“ anzusehen ist.
Es ist nicht so schwer den Bildungsgutschein zu bekommen, solange Sie die richtigen Gründe für eine Umschulung anbringen. Bereiten Sie sich auf das Beratungsgespräch vor und recherchieren Sie:
- Sind in meiner Region Stellen, auf die ich mich nach der Umschulung bewerben würde offen?
- Sind die Prognosen für den Arbeitsmarkt positiv, so dass auch nach zwei Jahren weiter offene Stellen für den Umschulungsberuf bestehen?
- Welche Fähigkeiten bringe ich mit oder bestehen aus einer früheren Ausbildung, die mich für den Umschulungsberuf qualifizieren? Welche meiner Stärken macht mich für die konkrete Umschwung besonders geeignet.
Bewerbungstipps: Umschulung für Mütter und Hausfrauen
Es gibt keinen Grund (und auch keine glaubhafte Möglichkeit), in Ihre Bewerbung für einen Umschulungsplatz nicht offenzulegen, dass Sie als Mutter oder Hausfrau längere oder kürzere Zeit nicht mehr beruflich tätig waren. Diese Tatsache ist in Ihrer Bewerbung aber auch nur einen einzigen Satz wert. Etwas anderes gilt nur, wenn Sie die Zeit als Hausfrau oder die Erziehungszeit auch für eine berufliche Weiterbildung oder einen Fernkurs (siehe unten) nutzen oder genutzt haben.
Sie bewerben sich nicht als Hausfrau oder Mutter für den Umschulungsplatz, sondern als engagierte Umschülerin, die vielleicht nach der Umschulung auch von dem Umschulungsbetrieb als motivierte Mitarbeitern dauerhaft übernommen werden möchte. Machen Sie sich das bewusst, während Sie Ihre Bewerbung schreiben. Stellen Sie Ihre Stärken und bisherigen beruflichen Erfahrungen in gutem Licht dar. Wenn Sie Hemmungen kennen und dazu tendieren, sich unter Wert zu verkaufen, dann arbeiten Sie bitte mit einem Jobcoach zusammen.
Fernstudium: Nutzen Sie Übergangszeiten!
Wenn Sie sich noch nicht sicher sind, ob Sie einen bestimmten Umschulungsberuf erlernen möchten oder zum Beispiel die Elternzeit mit Ihrem Kind zu Hause verbringen möchten, dann kann ein berufsbildender Fernkurs an einer Fernakademie eine für Sie passende Option sein. Die Fernkurse dauern zwischen drei Monaten und drei Jahren und sind praxisnah ausrichtet. Ideal, wenn Sie sich in einem neuen Beruf ausprobieren oder einen bereits erlernten Beruf auffrischen möchten. Das Jobcenter kann die Kursgebühren durch einen Bildungsgutschein übernehmen.
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Vielen Dank für den hilfreichen Kommentar! Den Hinweis auf die Familienpfleger werden wir gleich ergänzen.
Alles Gute für Sie!
Hallo,
ich schätze Ihre Seite wegen der umfangreichen und genauen Informationen sehr. Da ich selbst nach der Familienzeit auch überlegt habe, wie ich wieder ins Berufsleben starten könnte, haben mir diese Infos sehr geholfen.
Es ist mir heute beim Nachlesen aufgefallen, dass Sie keine Informationen über die staatlich anerkannte Familienpfleger*in haben: Diese Ausbildung ist für Mütter, Menschen die umschulen wollen, oder sich entwickeln wollen nach einer bereits abgeschlossenen Ausbildung im sozialen Bereich optimal. Der Zugang ist mit „Beruftserfahrungen“ in der eigenen Familie und Hauptschulabschluss möglich, wenn alle anderen Voraussetzungen wie gute körperliche und psychische Gesundheit gegeben sind, und eine hohe Motivation zu lernen vorhanden ist.
Geregelte, familienfreundliche Arbeitszeiten, gefördert über Bildungsgutscheine und in München auch gut bezahlt, ist dieser Beruf gegenüber anderen Pflegeberufen doch nicht zu verachten. Und es besteht danach die Möglichkeit z.B. Hebamme zu studieren mit Hochschulzugangsberechtigung!
Familienpflegerinnen sind die rettenden Engel wenn Eltern zu Hause ausfallen durch Krankheit/ Tod und die Krankenkasse und/oder das Jugendamt damit erreichen wollen dass die Kinder zu Hause bleiben können. Bitte nicht verwechseln mit Haushaltshilfen, die ebenso wichtig sind …
Mit lieben Grüßen
J. Familienfan