Ältere Arbeitnehmer, die viele Jahre im selben Betrieb arbeiten und deren Ausbildung längere Zeit zurück liegt, verunsichert eine im Alter eintretende Arbeitslosigkeit häufig sehr: Wie soll es weitergehen? Bewerben, weiterbilden oder umschulen? Viele sorgen sich, dass ihr Alter auf dem Arbeitsmarkt als ein Nachteil wahrgenommen wird. Ist man immer noch ausreichend qualifiziert, falls sich Ausbildungsstandards geändert haben? Wird die Berufserfahrung geschätzt oder gilt man als überqualifiziert? Arbeitslosigkeit im fortgeschrittenen Alter bringt für die Betroffenen häufig auch im privaten Bereich eine Vielzahl an Problemen mit sich, denn gegebenenfalls muss eine Familie finanziell abgesichert und / oder Kredite abbezahlt werden.
Häufig wird insbesondere auch mit dem Gedanken gespielt, dem Berufsweg eine Richtungsänderung zu geben und in einen anderen Beruf zu wechseln. Je nach Berufswunsch und bestehender Qualifikation, besteht die Möglichkeit eines Quereinstiegs (Sprung ins kalte Wasser) oder einer strukturierten Umschulung. Alles was Sie zu Umschulungen im Alter von 50 oder 60 Jahren wissen sollten, haben wir Ihnen hier zusammengetragen.
Umschulung mit Studium im Alter von 55, 56, 57, 58 oder 59 Jahren
Bei den Arbeitsagenturen gibt es in der Regel eine eigene Abteilungen für arbeitslose Akademiker. Sie sind von Arbeitslosigkeit am geringsten betroffen. Die Quote schwankt um die 2 %. Bei arbeitslosen Akademikern über 50 muss man zwischen zwei Gruppen unterscheiden:
- Ältere Akademiker, die nach langjähriger Tätigkeit im studierten Berufsfeld arbeitslos werden, unter anderem durch Insolvenz des Arbeitgebers, Verlegung der Firma ins Ausland, Umstrukturierung, etc.
- Akademiker über 50, die bereits kurz nach dem Studium keine Anstellung mit Bezug zum studierten Fach aufnehmen konnten und seitdem wechselnde Tätigkeiten übernommen haben.
Natürlich gibt es Arbeitslose mit akademischem Hintergrund, die beide Merkmale aufweisen, aber die Mehrheit lässt sich so grob einordnen. Gleich welcher Gruppe Sie angehören, hat dies keine Aussagekraft darüber, ob Sie mit höherer oder geringere Wahrscheinlichkeit eine Umschulung bewilligt bekommen.
Welche Anforderungen gelten bei einer Umschulung im Alter für Studierte?
Allerdings setzen viele Umschulungen bestimmte Vorkenntnisse voraus. Eine Umschulung ist eine qualifizierte Berufsausbildung, die sich inhaltlich überwiegend mit einer Ausbildung deckt, dabei kann jedoch die Ausbildungszeit um meist ein Dritte gekürzt werden, wenn bereits auf Qualifikationen des Umschülers aufgebaut werden kann. Wer als Quereinsteiger in einen Beruf wechseln möchte, wird meist statt einer Umschulung eine grundständige Ausbildung absolvieren müssen.
Umschulung mit langzurückliegender Ausbildung
Wenn Sie nie in Ihrem Studienfach gearbeitet haben, können Sie auch keine berufliche Erfahrungen in diesem Bereich geltend machen und werden auf dem Arbeitsmarkt praktisch so gestellt werden, als ob diese Qualifikation nicht vorhanden ist. Ob für Sie eine bestimmte Umschulung in Frage kommt, hängt somit vor allem von Ihrer Berufserfahrung ab und ob Sie die erforderlichen Vorkenntnisse für die Umschulung mitbringen. Häufig gilt, dass die Wahrscheinlichkeit für eine genehmigte Umschulung durch das Arbeitsamt steigt, je geringer die formale Qualifizierung ist. Dies gilt jedoch nur, wenn die Berufsbiografie zeigt, dass Sie das Durchhaltevermögen für eine Umschulung mitbringen.
Ideal: Berufsbezogene Arbeitserfahrung
Wenn Sie nach Ihrer Berufsausbildung im selben oder ähnlichen Bereich Arbeitserfahrung gesammelt haben, dann wurde höchstwahrscheinlich auch eine sehr lang zurückliegende Berufsausbildung durch die praktische Beschäftigung aktuell gehalten. Ist dies der Fall, dann bestehen kaum Schwierigkeiten, die Voraussetzungen eines Umschulung in einem ähnlichen Bereich zu erfüllen. Etwas anderes kann jedoch gelten, wenn es auch in Ihrem bisherigen Beruf einen großen Bedarf an Weiterbildung gegeben hätte (technische Neuerungen, veränderte Standards, Digitalisierung etc.).
Was sind die Probleme bei einer Umschulung für Akademiker im Alter?
Man erfährt von vielen älteren Arbeitssuchenden im Alter von 50 bis 62 Jahren, dass ihnen der Weg zur Umschulung nicht leicht gemacht wurde und es auch während der verkürzten Ausbildung Schwierigkeiten gab.Wie so oft im Leben handelt es sich dabei um sehr individuelle Sachverhalte, die selten vergleichbar oder auf andere Umschüler übertragbar sind. Einige Anmerkungen zu den häufiger zu hörenden Erfahrungen bei älteren Umschülern:
Umschulung wird abgelehnt, da man zu alt ist
Sie werden in Ihrem Bescheid niemals dieses Begründung lesen, aber manche Antragsteller hören im Gespräch diesen Grund für die Ablehnung heraus. Ihr Alter ist meist kein adäquater Ablehnungsgrund, darf aber bei der Entscheidung über die Genehmigung berücksichtigt werden. Dies gilt insbesondere, wenn Sie über 60 sind und mit einer Umschulung in einen neuen Beruf wechseln möchten ohne auf Berufserfahrung aufbauen zu können. Aus der Perspektive der Arbeitsagentur sind zu wenige Berufsjahre bis zum gesetzlich möglichen Renteneintritt übrig, dass Sie als Branchenneuling es schaffen könnten in der verbliebenen Zeit gut Fuss zu fassen. Die Einschätzung, wie gut Ihnen der Berufswechsel gelingen kann, kann natürlich fehlerhaft sein. Grundsätzlich ist es bei einem Berufswechsel sehr empfehlenswert, dass man gegebenenfalls auf schon bestehende berufliche Erfahrungen zurückgreifen oder ein vorhandenes berufliches Netzwerk nutzen kann.
Statt Umschulung nur Weiterbildung genehmigt, da man zu alt sei
Ihnen wird zwischen den Zeilen erklärt, dass es für eine Umschulung zu spät sei und eine Weiterbildung auch das Ziel erreicht. Zunächst sind die Sachbearbeiter des Arbeitsamts tatsächlich dazu angehalten, Ihnen nur eine Weiterbildung zu bewilligen, wenn Sie dadurch auch eine reelle Chance bekommen, wieder in Arbeit zu finden. Es besteht kein Anspruch auf einen staatlich finanzierten Berufswechsel nach eigenem Belieben. Insbesondere wenn Sie sehr niedrig oder sehr hoch ausgebildet sind, wird oft eine Weiterbildung von der Arbeitsagentur vorgeschlagen: Wer nur eine geringe Qualifikation mitbringt (zum Beispiel keine Arbeitserfahrung im Studium und anschließend nur ungelernte Tätigkeiten), fehlen gegebenenfalls zwingende Vorkenntnisse für die Umschulung.
Keine Umschulung weil man überqualifiziert sei
Es mutet für Betroffene absurd an, aber es werden Umschulungen abgelehnt, wenn der bestehende Qualifikationsstand sehr hoch ist. Dies gilt insbesondere für promovierte Akademiker mit bisher stattlicher Karriere, die nach Arbeitslosigkeit mit einer Umschulung einen beruflichen Neuanfang wagen möchten. Oftmals wir nur eine kurze Weiterbildung bewilligt und die Agentur für Arbeit geht davon aus, dass eine Umschulung nicht weiter erforderlich ist (soweit andere Gründe, zum Beispiel Gesundheit, nicht dazukommen). In dieser Konstellation ist empfehlenswert, sehr viele Bewerbungen in kurzer Zeit zu schreiben. Haben sie keinen Erfolg, so verlieren Sie weniger Zeit um den Sachbearbeiter nicht doch noch von einer Umschulung überzeugen zu können.
Wie bekomme ich als arbeitsloser Akademiker im Alter 50+ eine Umschulung?
Zunächst vereinbaren Sie einen Termin bei der Agentur für Arbeit oder beim Jobcenter. Die Arbeitsagentur ist für Sie zuständig, wenn Sie Arbeitnehmer oder Arbeitssuchender oder weniger als ein Jahr arbeitslos sind. Bei einer Arbeitslosigkeit länger als ein Jahr andauernd oder wenn Ihnen kein Anspruch auf ALG1 zusteht, dann wenden Sie sich bitte an das Jobcenter. Der Termin wird in der Behördensprache als Beratungstermin bezeichnet – eine irreführende Bezeichnung: Gehen Sie nicht davon aus, dass man Ihnen die Möglichkeiten einer Umschulung im Alter erläutert. Es ist faktisch Ihre Aufgabe, den Sachbearbeiter davon zu überzeugen, dass Sie mit einer Umschulung gefördert werden sollen. Bereiten Sie sich unbedingt auf das Gespräch vor und überlegen Sie sich zuvor eine gute Argumentation:
- Warum können Sie nicht mehr dauerhaft in Ihrem Beruf arbeiten? Insbesondere gesundheitliche Gründe (körperlicher oder psychischer Natur) sind hier hilfreich.
- Warum passt eine bestimmte Umschulung ideal zu Ihrem bisherigen Werdegang? Welche Erfahrungen Kompetenzen, Kontakte etc. bringen Sie mit?
- Wie sind die Aussichten auf dem Arbeitsmarkt für den angestrebten Umschulungsberuf in Ihrer Region?
- Wo kann man die konkrete Umschulung absolvieren?
Bereits in dem Gespräch wird der Antrag gestellt. Sollte der Sachbearbeiter Ihnen mitteilen, dass Sie keine Chance auf eine Umschulung haben, dann lassen Sie sich diese Entscheidung schriftlich geben. Es wird dir Grundlage für Ihren Widerspruch sein. Wenn Sie die Umschulung bewilligt bekommen, dann erhalten Sie einen schriftlichen Bescheid, der auch Ihre Leistungsansprüche regelt, insbesondere wieviel Übergangsgeld Sie während der Umschulung erhalten.
Was tun, wenn die Umschulung im Alter abgelehnt wird?
Sollte Ihr Antrag als Akademiker nicht bewilligt worden sein und Sie haben das Gefühl, dass es einen Zusammenhang mit Ihrem Alter geben könnte, dann nehmen Sie den negativen Bescheid nicht einfach hin. Lassen Sie sich von einem kundigen Fachanwalt für Sozialrecht beraten. Auch der Staat ist an das Anti-Diskriminierungsgebot gebunden und Ihr Alter kann ein unsachgemäßes Differenzierungskriterium sein. Wenn Sie die Kosten einer Erstberatung nicht stemmen können, dann kann über einen Rechtsberatungsschein (zu bekommen am Amtsgericht an Ihrem Wohnort) die erste Beratung auf 15 Euro gesenkt werden. Alternativ erkundigen Sie sich nach Sozialberatungsstellen in Ihrer Region. Dort bieten Sozialberater oft ebenfalls sehr kundigen Rat an.
Zahlt die Arbeitsagentur eine Umschulung, auch wenn ich über 60 Jahre alt bin?
Die Entscheidung über das Ja oder Nein einer Förderung wird im Gesetz (§ 81 SGB III) nicht an eine Altersgrenze gekoppelt. Tatsächlich darf aber berücksichtigt werden, ob Sie nach Abschluss der Umschulung noch eine angemessene Zeit in Ihrem neuen Beruf arbeiten können. Es handelt sich eher um eine wirtschaftliche Entscheidung, die aber dennoch oft schwer nachvollziehbar ist. Leider kommt es immer wieder zu Erfahrungen, dass ältere Antragsteller mit dem Wunsch eine Umschulung zu machen „abgewimmelt“ werden, teilweise mit Hinweisen auf die Möglichkeit mit 63 in Rente zu gehen. Wer mit 60 als Akademiker eine Umschulung beantragt, dem wird möglicherweise die Teilnahme an einem Beschäftigungsprojekt für ältere Langzeitarbeitslose (auch wenn Sie noch nicht länger arbeitslos sind) vorgeschlagen.
Lassen Sie sich davon nicht aus der Ruhe bringen. Leider sind solche ersten Manöver interne Vorgabe der Geschäftsstellen. Bestehen Sie bei Ablehnung auf ein Schriftstück. Bereiten Sie sich gut mit Argumenten vor und beharren Sie ruhig auf Ihrem Ansinnen. Langer Atem und Beharrlichkeit wird Sie weiterbringen. Was auch nicht schadet, ist ein Hinweis darauf, dass Sie nicht zum gesetzlichen Eintrittsalter in die Rente möchten, sondern vorhaben länger in die Rentenversicherung einzuzahlen. Bei einem Sachbearbeiter, der gewillt ist zuzuhören und zu differenzieren, kann das das Zünglein an der Waage sein.
Welche Alternativen haben Akademiker für einen Berufswechsel oder Quereinstieg im Alter?
Sie bekommen keine Umschulung oder haben sich gegen den Weg über das Arbeitsamt entschieden? Kein Problem, es führen immer mehrere Wege zum Ziel:
Berufsbegleitende Weiterbildung für ältere Arbeitnehmer
Wenn Sie noch berufstätig sind, aber eine Arbeitslosigkeit droht, dann kann auch eine berufsbegleitende Umschulung ein Weg in den neuen Beruf sein. Hier sind insbesondere Fernakademien die richtige Anlaufstelle, da hier die Vereinbarkeit von Berufstätigkeit und Weiterbildung im Vordergrund steht.
Quereinstieg für Arbeitslose im Alter von 50 – 55 – 60 Jahren
Wenn Sie arbeitsloser Akademiker sind und in einen mit Ihrer bisherigen Berufstätigkeit ähnlichen Bereich wechseln wollen, dann erkundigen Sie sich nach der Möglichkeit eines Quereinstiegs und verbinden Sie diesen (bereits in Ihrer Bewerbung!) mit einem begleitenden Fernkurs. Dadurch stellen Sie sicher, dass Ihnen keine theoretischen Kenntnisse fehlen und unterstreichen Ihr Engagement für den neuen Beruf.
Qualifizierung bei Arbeitslosigkeit im Alter vor dem Quereinstieg
Wenn Sie als Quereinsteiger keine Chance haben, zum Beispiel weil eine bestimmte Qualifikation verpflichtend ist, dann erkundigen Sie sich nach kompakten Kursen, die Ihnen in kurzer Zeit den entsprechenden Nachweis ermöglichen. Auch hier sind Fernkurse ideal, da ihre Kursdauer von 3 – 36 Monaten an das Leistungspensum für Arbeitstätige richtet. Wenn Sie einen Fernkurs engagiert in Vollzeit absolvieren, benötigen Sie etwa ein Drittel der Zeit. Kosten sparen Sie sich hier doch leider leider nicht.
Bezahlt das Arbeitsamt eine selbstorganisierte Weiterbildung?
Ja, es ist möglich, die Kosten einer Weiterbildung oder informellen Umschulung über das Jobcenter oder die Arbeitsagentur abdecken zu lassen. Die überwiegende Anzahl der Weiterbildungsangebote ist AZAV-zertifiziert, was bedeutet, dass Sie mit einem Bildungsgutschein finanziert werden können. Gerade für Studierte, die erfahren sind in Selbstorganisation, ist eine Weiterbildung in Eigenregie ein Erfolgsgrant.
Wir haben Ihnen eine Liste anerkannter Fernlerninstitute zusammengestellt. Allen ist gemeinsam, dass Sie immer eine vier wöchige Probezeit haben, in der Sie kostenlos abbrechen können. Die Kursgebühren sind monatlich zu entrichten und erhöhen sich nicht, falls Sie die Regelzeit überschreiten müssen. Während die Fernakademie für Erwachsenenbildung, ILS und SGD viele Bereiche von Logistik, Technik, Finanzen, Marketing, Buchhaltung, Personal, IT, Wirtschaft und Sprachen abdecken, ist die Apollon Hochschule insbesondere auf die Bereiche Pflege, Soziales, und Medizin spezialisiert. Informieren Sie sich über die Weiterbildungsangebote kostenfrei und unverbindlich direkt bei den Anbietern:
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